Runa - Schattenspiel *Digital-Download*

Endlich ist es passiert: Nach kurzer Schaffenspause ist Runa mit einem drängenden und durstigen Mini-Album zurück und gibt sich erneut ihrer talentierten Seite hin. Durstig nach Vielfalt, hungrig nach Texten ist die Bautzenerin vielfältig, vielschichtig und verspielt unterwegs zwischen forderndem Sprechgesang und atmosphärischen Gesangseinlagen und verzichtet dabei ganz auf quälend schiefes Autotune-Gejaule.

 

Das erste Urteil fällt bereits dank "2023" mit seinem anmutenden Video leicht: Melancholisch und unergründlich, textlich bewegend und doch abstrakt. Der Song, dessen herzzerreißende und nahe gehende Lyric beleuchten die dunklen Seiten des Daseins. Runa trägt diese Zeilen mit so viel Trauer vor und wirkt trotzdem befreit. Obwohl der Track so gefällig fließt, transportiert er eine Vielzahl von Emotionen - teils gleichzeitig.

 

Zudem steckt die EP voller pointierter Textzeilen und pochenden Fragen zum Alltag in Deutschland, zur Ohnmacht angesichts der Lage und wie man bitteschön angesichts dessen nicht durchdrehen soll. Mit Hilfe dieser sechs Songs vielleicht, denn sie sind ein aufwühlender Parforceritt durch drängende Themen wie Identität und Selbstbewahrung, welchen einen mitnimmt – in jeder Hinsicht.

 

Von üppigen Beats bis zur introspektiven Träumerei lädt jeder Track das Publikum zu einer persönlichen Reise ein. Die unterschiedlichen Stimmungen der einzelnen Lieder sorgen dafür, dass es zu keiner Eintönigkeit kommt. Dennoch fühlt sich die EP durchgehend als eine Einheit an. Schattenspiel ist eine lupenreine Über-EP, ein Monolith mit sehr wenig Rissen und sehr viel Fläche!

 

Stets ihrer Vortragsweise gar Verhaltensmuster treu geblieben - Schattenspiel schließt da an, wo Schatten aufgehört hat und leistet durchweg ansprechende Arbeit, die sich entschlossen über den Tellerrand hinauswagt – so repräsentiert sie immer noch die Speerspitze des patriotischen Frauen-Rap, und zwar so, wie er 2024 klingen sollte.

 

Insgesamt ist Schattenspiel mit einer Anzahl von 6 Tracks und einer Spielzeit von knapp 17 Minuten eine abwechslungsreiche und eingängige Produktion. Dabei spielt der Sound eine nicht zu unterschätzende Rolle – neue Maßstäbe des Soundbildes tragen zum gelungenen Gesamteindruck bei. Ob atmosphärische Elemente, magengrubentiefe Bässe oder knallharte Drums: Stimme und Sound fließend ineinander und entfalten sich über dem elektronischen Soundteppich. Unglaublich warm, leicht kratzig in der Grundstimmung, aber im Rhythmus völlig sanft fließend, ohne zu plätschern. Wie Runa die Tonleiter hoch und runter schwebt, geht unwahrscheinlich geschmeidig ins Ohr und fängt somit die Essenz des Albums ein.